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Schon komisch: wer sich in Österreich einen Hund anschafft, ist gesetzlich verpflichtet, eine „Hunde-Schule“ zu besuchen. Um zu lernen, wie so ein Vierbeiner zu behandeln ist, damit er sich in die Familie einfügt. Wer dagegen ein Kind erwartet, ist oft nicht so gut vorbereitet. Bei mir hat es zehn Jahre gedauert, bis ich mein erstes Erziehungsbuch gelesen hab. Inzwischen hab ich drei Kindern von unseren sieben bereits das Autofahren beigebracht, hab also alle Phasen der Erziehung mehrmals durchlaufen, vom ersten Trotzalter über die Pubertät bis zum Erwachsenwerden.

Wie geht Erziehen? Leider: es gibt kein Pauschalrezept, wie Erziehung gelingt. Jedes Kind ist anders, jede Familiensituation ist anders, jede Elternkonstellation ist anders. Und: ich will auch nicht behaupten, dass uns Erziehung gelungen ist. Aber man kann auch aus Fehlern lernen.
Deshalb will ich als Denkanstoss für Sie die beiden Hauptpunkte näher ausführen, die ich gelernt hab.

Das Beste, was Sie für Ihr Kind tun können: lieben Sie es.

Liebe darf nicht nur eine Floskel sein. Sondern Liebe muss für das Kind sichtbar sein.
Wie wird die Liebe des Vater im Himmel sichtbar?

„Wie sehr Gott uns liebt, beweist er uns damit, dass Christus für uns starb, als wir noch Sünder waren.“

(Römerbrief, Kapitel 5, Vers 8)

Ohne dass wir etwas Positives gemacht haben, liebt Gott uns so sehr, dass er zugelassen hat, dass sein Sohn für uns starb.

Gott sei Dank: wir Eltern kommen wohl nie in die Situation, unsere Liebe auf diese Weise zu beweisen. Wir müssen wohl nicht unser Leben lassen. Aber wir müssen unsere Zeit lassen.
Unser Kind muss merken: „Meiner Mama und meinem Papa bin ich sehr wichtig. Sie sind immer für mich da. Sie haben Zeit für mich.“ Das sag ich besonders uns Vätern: Ich weiß, dass viele Männer nach der Arbeit froh sind, ihre Ruhe zu haben. Und dann ist da ja manchmal noch ein Ehrenamt. Und der Sport…. Aber: Ihre Kinder brauchen Sie! Ihre Kinder müssen sehen, wie Sie reagieren, wenn Sie beim „Mensch ärgere dich nicht“ verlieren. Es ist wichtig, dass Sie wissen, was das Lieblingsfach Ihres Kindes ist. Und Hilfe anbieten in dem Unterricht, in dem es sich schwer tut. Sie müssen zeigen, wie man Schuhe bindet, wie man Radl fährt, wie man schwimmt…Vater sein fordert. Kann sein, dass Sie besonders in den ersten Lebensjahren Ihres Kindes Ihre Hobbies etwas zurückstellen müssen. Dagegen gibt es nur ein Mittel: machen Sie Ihre Familie zu Ihrem Hobby, dem jede freie Minute gehört. Und Sie werden merken, wie viel Spaß das macht (Naja, vielleicht nicht immer…). Im Ernst: beweisen Sie Ihre Liebe. Indem Sie Ihrem Kind viel von Ihrer Zeit geben.

Das Zweitbeste, was Sie für Ihr Kind tun können: setzen Sie Ihrem Kind Grenzen.

Eigentlich ist das gar kein zweiter Punkt, sondern eine Folge des ersten: wer liebt, ist streng. So macht es wenigstens Gott vor:

„Wen der Herr lieb hat, den erzieht er mit Strenge.“

(Hebräerbrief, Kapitel 12, Vers 6)

Was meine ich mit „Grenzen setzen“? Ganz einfach: Sie bestimmen die Regeln! Wenn Sie wollen, dass nach dem Spielen die Spielsachen weggeräumt werden, dann sollte das auch so passieren. Wenn Ihr Kind nach der Schule zuerst die Aufgaben machen und dann erst Spielen soll: Ihr Kind muss lernen, das zu tun, was Sie vorgeben. Die Grenzen werden bei kleineren Kindern enger sein: Sie sagen, wann es abends daheim sein muss…. Je älter das Kind wird, desto mehr werden die Grenzen erweitert, bis es dann in die „volle Verantwortung entlassen“ wird. Wenn ein Kind zu früh zu viel entscheiden muss, ist es überfordert. Gesunde Kinder versuchen ständig, ihre Grenzen selbst zu erweitern. Ein Dreijähriger will lieber spielen als ins Bett. Oder ein Siebenjähriger würde gerne viel mehr Zeit vor dem (Computer- oder Fernseh-)-Bildschirm verbringen als die Eltern es für richtig halten. Ganz wichtig, dass ein Kind lernt: „Die Grenzen, die meine Eltern setzen, sind fest! Die Regeln, die sie aufstellen, sind nicht verhandelbar.“ Das ist manchmal hart für beide Seiten. Besonders die Mütter müssen hier konsequent sein: wer den ganzen Tag Kinder um sich hat, dem fehlen unter Umständen die Nerven, um fest zu bleiben. Aber: wenn Sie eine Regel definiert haben, sollten Sie dabei bleiben. Sonst denkt Ihr Kind, durch Tränen oder Nörgeln lässt sich alles verhandeln. Lieber ganz wenig Regeln aufstellen. Aber Ihrem Kind unbedingt beibringen, dass die aufgestellten einzuhalten sind.
Jemand hat „Erziehung ohne Grenzen“ mal mit einem Baum verglichen, der nicht zurück geschnitten wird: Er wird sehr schnell groß. Aber: seine Äste sind lang und dünn, ohne Kraft. Wenn Schneelast kommt und drauf drückt, brechen sie leicht ab. Anders ein Baum, der fachgerecht geschnitten ist: er wird viel langsamer groß, dafür bekommt er kräftige Äste und einen festen Stamm. Übertragung: Ein Kind, das gelernt hat, Grenzen zu akzeptieren, hat früh eingeübt, eigene Vorstellungen zurückzustellen. Es wird den Druck des Lebens mit seinen Belastungen und Enttäuschungen leichter bewältigen können.

Hier will ich deutlich sagen: Grenzen durchsetzen sollte nur, wer sein Kind liebt!
„Liebe ohne Grenzen“ verhindert, dass die Psyche des Kindes stark wird. Das ist schade. Aber „Grenzen ohne Liebe“ kann die Psyche auf Dauer verletzen. Das ist gefährlich.

Was Sie sich vor Augen stellen müssen: kein anderer Mensch wird die Entwicklung Ihres Kindes so stark beeinflussen wie Sie! Vater und Mutter geben die entscheidende Prägung. Sowohl in positiver als auch in negativer Hinsicht. Das ist gewaltig, oder? Die Chefs oder Kanzler oder Präsidenten dieser Welt haben viel Einfluss. Aber wer von ihnen kann sagen, dass er die Persönlichkeit eines Menschen entscheidend prägt? Eltern tun das. Eine große Verantwortung.

Mein Rat: Lesen Sie Bücher über Erziehung. Warum das Rad noch mal erfinden? Warum nicht profitieren von den Entdeckungen (und Fehlern) anderer? Sie brauchen nicht alles übernehmen, was in Büchern steht. Aber da stecken viele Anregungen drin. Es gibt auch Erziehungsseminare, die helfen, die einzelnen Entwicklungsstufen des Kindes besser zu verstehen.
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